Beste Stücke schnell weg
Insgesamt zwölf Strahler aus den Regionen Bern, der Innerschweiz und dem Haslital haben den Weg nach Innertkirchen gefunden. Fein säuberlich haben sie ihre Kristalle und Mineralien auf langen Tischen aufgestellt und mit Preisen versehen. «Reich wird man als Strahler nicht, die meisten von uns machen es als Hobby», erklärt von Weissenfluh. Mit ungeübtem Auge ist es kaum nachvollziehbar, was einen Kristall wertvoller macht als einen anderen. Walter von Weissenfluh erklärt, wie die Preise der edlen Fundstücke festgelegt werden. «Grundsätzlich ist es so, dass wir Käufern, die sich nicht auskennen, einen beliebigen Preis vorlegen könnten.» Es sei aber Ehrensache, dies nicht zu tun, und die anderen Strahler würden den Betrug sofort bemerken. Vor vielen der zwölf Tische haben sich kleine Menschengruppen gebildet. Einige von ihnen Einheimische, andere noch in kompletter Töffmontur. «Strahler werden Sie unter den Besuchern kaum mehr finden», erzählt von Weissenfluh. «Die kommen schon am Vormittag, meist noch bevor die Börse offiziell eröffnet wird.» Die besten und schönsten Stücke wechseln schon am Vormittag den Besitzer. «Das ist normal, wenn wir an eine andere Börse gehen, machen wir das ja auch so», meint der Strahler lachend.
Der Verein Haslistrahler zählt aktuell rund 50 Mitglieder. Knapp ein Drittel davon sind aktiv als Strahler tätig. Der Präsident des Vereins hat vor knapp 18 Jahren mit dem Strahlen angefangen. «Ich war schon immer gerne in den Bergen unterwegs. So kam es, dass ich eines Tages wortwörtlich über einige Kristalle gestolpert bin.» Weder in seinem Familien- noch in seinem Freundeskreis gäbe es Strahler, er sei der erste gewesen. «Ich habe mich sehr über den ungewollten Fund gefreut und dann aktiv angefangen nach Kristallen und speziellen Mineralien zu suchen.» Das Hasli ist dafür genau der richtige Ort. Mit einer Geologie von Graniten bis Sedimenten besitzt die Landschaft eine Fülle von Gesteinen und Mineralien. Vom Bergkristall, Eisenherz, Fluorit und Rosenlauimarmor bis hin zu Fossilien. Dass so ein Hobby in den Bergen auch Gefahren mit sich bringt, sind sich alle Strahler bewusst. Walter von Weissenfluh relativiert: «Es ist wie beim Töfffahren. Man kann ein hohes Risiko eingehen oder sich den Gefahren bewusst sein und sein Verhalten dementsprechend anpassen.» In diesem Jahr startet die Strahlersaison vergleichsweise spät. «Momentan liegt auf 3000 Metern noch viel Schnee, wir müssen noch einige Wochen warten, befürchte ich», so Walter von Weissenfluh. «Kommt der Sommer noch oder nicht. Das ist im Moment die Frage.»