Strahlerglück: Zepterquarze aus dem Hasli

 

Heinz Hunziker

 

Jahr 1992. Als junger Bergsteiger ohne große Ahnung vom Strahlen, unternahm ich allein eine Bergwanderung vom Urbachtal her Richtung Gauligebiet. Der Weg ins Gauli-Gebiet ist lang, abwechslungsreich und wild. Man sieht unterwegs von den großen Steinmännern im Hohwang hinunter zum Mattenalpsee. Schaut man rückwärts, ragen die steilen Kalkwände der Engelhörner auf. Gegenüber sieht man hinauf zu den Schaflägerstöcken, dem Ritzlihorn, und dem Hangendgletscherhorn. Mir fielen die langegezogenen Runsen auf, die sich beidseits des Tales hunderte Höhenmeter hinaufziehen. Irgendwie lockte mich eine von ihnen. Ohne groß an Mineralien zu denken, stieg ich hoch. Ich wollte einfach Neues entdecken, und so zog es mich an fremde, vielleicht unbestiegene Orte. Die gewählte Runse war voll Schnee. So kam ich mit dem Pickel gut voran. Plötzlich sah ich auf der einen Seite der Runse etwas in der Morgensonne glänzen. Noch ahnte ich nicht, was sich da finden könnte. Beim näheren Hinschauen entdeckte ich ein paar kleine Kristallspitzen. Nach kurzem, unvorsichtigem Grübeln stieß ich im Lehm auf wunderbare Stüfchen mit seltsamen Spitzen, die ich nicht einordnen konnte. Ich hatte Freude daran, und platzierte diese dann zu Hause in eine Vitrine, ohne zu             Foto: Irene Hunziker

wissen was ich gefunden hatte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Thomas Schüpbach

Jahr 2009. Inzwischen wusste ich, dass ich damals Zepterquarze gefunden hatte. Als angehender Strahler zog es mich darum wieder in obige Runse. Sie war steil, hart und schneegefüllt und nur mit den Steigeisen begehbar. Meine „Kluft“ von dazumal konnte ich nicht erreichen. Sie lag jetzt hoch oben in den Felsen (Klimaveränderung?!). Jedoch auf beiden Seiten klafften Schründe, in welche ich hineinsteigen konnte. Also versuchte ich es und stieß auf ein ungefähr 20 x 20 cm großes Loch, in welches ich hineinrecken konnte. Was ich fand, ließ mein Herz höherschlagen! Ohne groß zu grübeln fanden sich mehrere typische Fadenquarze aus dem Gauligebiet. Einer davon ist 13 cm hoch und 6 cm breit.

Mein Interesse war definitiv geweckt! Ich weihte meine Frau in meine Fundstelle ein. Sie mauserte sich inzwischen ebenfalls etwas zur Strahlerfrau und interessierte sich für die glitzernden Steine. Im Hochsommer dieses Jahres stieg ich dann mit ihr zusammen die Runse hoch. Die Zepterquarz-Fundstelle konnten wir nur gesichert erreichen. Nach einigem Grübeln konnten wir dort wunderbare Zepterquarze und einige kleine Normalquarze mit Siderit Kügelchen freilegen. Alles war mit dickem, zähem Lehm eingepackt. Für dieses Jahr war es aber bereits das letzte Mal, dass wir oben waren.                                  

                                                           Foto: Thomas Schüpbach

2015. Wir zogen wieder Richtung Gauli und in unsere Runse hoch. Die Runse war ohne Schnee. Wir begaben uns zuerst zur Fadenquarz-Kluft und fanden noch ein paar Fadenquarze. Die Kluft war nun definitiv leer. Die Zepterquarzkluft war nur kletternd zu erreichen. Der schlecht abzusichernde Zustieg (weil brüchig) konnten wir mit einigen Normalhaken bestücken, und so die Kluft erreichen. Oben angekommen fand meine Frau einen Zepterquarz im Schutt liegend in der Sonne. Er war wahrscheinlich seit unserem letzten Besuch aus dem Lehm herausgewaschen worden. Was hieß das für uns? Allen Lehm und Dreck vor der Kluft erneut herumwühlen und nach weiteren Zeptern suchen, die wir dann auch fanden. Inzwischen taten sich um die Hauptkluft auch einige, kleine Nebentaschen auf, in der Größe etwa ca. 10 x 10 cm. Darin fanden wir jeweils einige liegende Zepterquarze ohne Matrix.  Foto: Irene Hunziker                                                                                     Wir wussten nun, dass wir noch mehr an der Fundstelle zu                                                                                                                              arbeiten hatten. Schnell kamen der Herbst und der erste                                                                                                                                  Schnee. Die Strahler-Saison war bald zu Ende.

2018. Im Hochsommer begaben wir uns erneut in unser Fundgebiet und stiegen, die uns bekannte Runse, hoch. Von der Seite schaute uns ganz bemitleidend eine Gämse an, als wollte sie sagen: „Tja, was wollt ihr Menschen denn da oben, da ist ja wirklich nichts für euch zu holen!“ In der Runse lag erneut Schnee. Wir konnten jetzt gesichert zur Fundstelle klettern. Beim Suchen wussten wir langsam, auf was wir achten mussten, um keine kleinen Zepter zu übersehen. Wir vergrößerten den Klufteingang und fanden wiederum wunderbare Zepterquarze, teilweise auf der Matrix aufgewachsen. Die Kluft war nun etwa 1.50 m tief und etwa 40 x 60 cm groß. Es reichte nun gerade, um Kopfvoran mit dem halben Körper in die Kluft zu gelangen und nur mit einer Hand zu arbeiten. Alles war sehr verkeilt und vieles war zerbrochen, doch fanden wir immer wieder schöne Stücke. Da Zepterquarze klein sind, waren unsere Rucksäcke auf dem            Foto: Thomas Schüpbach

Nachhauseweg nicht sehr schwer, aber vom Wühlen im Lehm                                                 

sahen wir dafür fast so braun aus wie die Gämse, die uns beobachtet hatte.

Zuhause beim Reinigen fand meine Frau kleine rostige 1 mm große Quäderchen. Dies entpuppten sich als kleine Pyritkristalle. Im Herbst stiegen wir nochmals hoch zu unserer Fundstelle. Nur mit Mühe konnten wir nochmals ein paar wenige Zepterquarze aus der Kluft befreien. Gegen hinten wurde es enger. Ohne etwas zu finden, suchten wir die unmittelbare Umgebung noch einmal ab. Anschließend seilten uns wir uns ab und stiegen ins Tal zurück.

 

2020. Mit größerem Werkzeug und neuem Mut machten wir uns wieder auf Richtung Gauli. Erneut kletterten wir zur Fundstelle hoch. Gekonnt sicherte mich meine Frau. Die uns bekannte Gämse begrüßte uns interessanterweise ebenfalls wieder. Die Kluft war voll Wasser und Lehm, da sie leicht geneigt nach unten führt. Nach dem Entfernen des Lehms versuchten wir noch weiter nach hinten zu kommen, aber es fand sich nichts mehr. Wir seilten uns ab und entfernten die geschlagenen Haken. Obwohl wir nichts mehr fanden, genossen wir die Zeit in unserem Fundgebiet sehr, und die unmittelbare Nähe des Ritzlihorns, Hangendgletscherhorns, usw., ließ uns träumen von neuen Strahlerausflügen und -funden! 

Funde: Zepterquarze Doppelender und auf Matrix aufgewachsen, Fadenquarze, Pyritkriställchen, Normalquarze, daneben sind einzelne Spitzen mit Chlorit überzogen.

 

Dazu unten noch weitere Farbige Impressionen der diversen gefundenen Formationen und Mineralien.

 

       Fotos in der Diashow: Thomas Schüpbach


Haslistrahler

Jahresbericht 2022 des Präsidenten

 

Am Schluss des letzten Jahresberichtes äußerte ich Hoffnungen für das 2022 betreffend dem Naturschutzgebiet Grimsel, unserer Börse und der Ausaperung.

In Sachen NSG ist nach der Anpassung der Bewilligungskriterien tatsächlich etwas Ruhe eingetreten, die Börse ist gut geglückt und die Ausaperung im Hochgebirge ist schon fast übertrieben gut geglückt.

Am 12. Februar 2022 fand die erste GV nach Corona wieder in normalem Rahmen statt.

Zur ersten Vorstandsitzung waren wir zu Gast bei Andreas Moor in Unterseen.

Es ging hauptsächlich um die Bewilligung im NSG und um die Vorbereitung unserer Börse.

Und dann fand sie statt am 10. Juli 2022, die Börse! Dank eingespieltem Team (Vorstand), schlanker und effektiver Organisation durch den Börsenchef Andi und gutem Wetter war es ein gelungener Anlass!

Aussteller und Besucher hatten zufriedene Gesichter, auch dank der guten Verpflegung aus Masina‘s Strahlerbeizli. Maya und Savi, herzlichen Dank!

Ein Wehrmutstropfen war die hohe Zeltmiete die uns in der Bilanz weh tat.

Im Sommer bekamen die Haslistrahler eine Einladung von der Uni Bern (Beda Hofmann) für eine Führung in der Mineralogisch-geologischen Abteilung.

10 Haslistrahler folgten dieser Einladung am 21. Oktober 2022 und bekamen einen Einblick wie mit hochmodernen Geräten Mineralien bestimmt werden können.

Eine Führung durch die Ausstellung und das Archiv des Naturmuseums Bern sowie ein Vortrag über die Bestimmung von Mineralien aus einer grossen Kluft auf der Baustelle der neuen Grimselstaumauer rundete den Abend ab.

Eine weitere Vorstandsitzung fand unmittelbar vor dem Herbsthöck am 11. Nov 2022 statt.

Es war ein ereignisreicher Höck. Wir beschlossen für den Verein der Haslistrahler Statuten zu erstellen. Ruedi Rohrbach berichtete über die Funktion der zukünftigen Ranger im NSG. Leider mussten wir die Demissionen aus dem Vorstand von Andi (Börsenchef) und Savi (Vicepräsi) entgegennehmen.

Wir sind sehr froh, dass wir Kandidaten für den Vorstand gefunden haben.

Zur Sprach kam auch die Einführung einer Patentpflicht für das Strahlen im Oberwallis. Zu hoffen ist, dass dadurch nicht ein zusätzlicher Druck auf das NSG entsteht!

Spannend ist ob dieses Jahr der Gletscherschwund im gleichen Tempo weitergeht. Genisst es auf jeden Fall, ab und zu mit den Gräppeni noch über Gletschereis zu laufen.

Danke an alle die auf irgendeine Art mithelfen unseren Verein lebendig zu erhalten!

Gut Fund und kommt immer gesund nach Hause!

 

Präsident Beat Teige                                                                                                                                                                 10. Februar 2023


Strahler Ausflug der Haslistrahler am Samstag 19.06.2021

Endlich wieder einmal zusammen mit Gleichgesinnten etwas unternehmen, nicht „nach Corona“ aber doch mit guten Aussichten auf ein befreiteres Leben! Eine bunt zusammengewürfelte Schar der Haslistrahler von 14 Personen inklusive Kinder trafen sich im Grimsel Hospiz. Nun, da der Grimselpass wieder offen ist, kommen alle zur richtigen Zeit… außer, tja, spielt ja keine Rolle wer, auf jeden Fall kommen zwei gerade sehr pünktlich, da sich irgendein „20-Töner“ oder so etwas Ähnliches auf der Passstraße gemütlich tat. Dazu musste sich scheinbar zusätzlich die ganze Schweiz unbedingt an diesem Samstag über die Grimsel wälzen.

 

Unsere Themen an diesem Strahler-Ausflug:

• Besichtigung der Baustelle Spitallamm an der Grimsel

• Besichtigung der Vitrinen mit den neu gefunden Mineralien aus der Baustelle Spitallamm

• Bräteln bei der Insider Brätelstelle oberhalb Guttannen

 

Besichtigung der Baustelle Spitallamm beim Grimsel Hospiz

Mit großen Augen schauten wir auf die Riesenbaustelle. Alles schien hier überdimensioniert. Unsere kompetente Führerin „Christine“, von der KWO, der Kraftwerke Oberhasli, erklärte uns wie hoch zum Beispiel die beiden Kräne sind (93m) und wieviel Beton (7m3 pro Kübel) man auf einmal mit dem Kran in die Tiefe befördern konnte. Es war übrigens nicht einfach Kranführer zu finden, denn diese Kräne sind die grössten in Europa. Es braucht wahrlich eine gewisse körperliche Kondition, um den Kranausleger zu erreichen. Imposant ist, dass die Kransockel im Granit einbetoniert wurden, da sie Stürmen bis 220 Stundenkilometer und natürlich dem ältesten „Hasler“ - dem Föhn - trotzen müssen. Im Schauraum der KWO sahen wir in den alten Collagen wie früher ein Pioniergeist beim Arbeiten geherrscht hatte. Auch heute dringt der Stolz der Arbeiter durch, die an einem solchen Jahrhundertbauwerk mitarbeiten. Dies ist aus den Gesichtern aus den gezeigten Bildern herauszulesen. Es waren dabei mehrere hundert Mitarbeiter beteiligt. Das neue Projekt startete 2019 und dauert etwa bis 2025. Die Bauzeit ist gleich lang wie bei der ersten Mauer. Zu Beginn des Baus waren es etwa 120 Mineure und während des Betonierens noch etwa 70 Mitarbeiter. Etwa 160 Treppenstufen tiefer kamen wir auf eine Plattform, wo wir einen Überblick über die ganze Baustelle erhielten. Ein Teil des Aushubes wird bereits an Ort und Stelle zu Beton weiterverarbeitet. Interessantes Detail sind die verschiedenen Korngrössen der Steine: von Sand bis zu Steinen von Faustgröße, die als Füllmaterial dienen. Die Mauer wird als Bogenmauer gebaut. Der Druck des Wassers wird an beiden Seiten der Mauer am Granit aufgefangen. Somit wird die Mauer von unten nach oben mit der gleichen Dicke betoniert, nicht wie bei der alten Mauer, die unten eine breite, dicke Basis besitzt und oben eine relativ schmale Krone. Die alte Mauer wird nicht abgebrochen, sondern nur durch die neue zur Sicherheit unterstützt, da die alte einen Riss hat. Es gäbe noch vieles zu erzählen…

 

Besichtigung der Vitrinen mit den neu gefunden Mineralien aus der Baustelle an der Handegg

Nach einer kurzen Fahrt hinunter an die Handegg, zum „alten Granitmineur“ nahm uns Walter von Wyssenfluh in Empfang. Er waltet als Mineralienaufseher bei der KWO. Walter ermahnte uns einen dicken Pullover anzuziehen, da es im Stollen kühl ist. Draußen waren es etwa 28° heiß und tüppig feucht, drinnen etwa 6° kühl und ebenfalls feucht.

Gespannt lauschten wir seinen ersten Ausführungen. Walter erzählte uns, wie die Steine den Weg in die Vitrinen fanden: Eines Tages erhielt er ein Telefonat, im Vortrieb hätten sie etwas „angeschossen“. Bei der näheren Betrachtung sah Walter, dass es sich um etwas Größeres handeln musste: Große Spitzen bis zu etwa 10 cm und mehr kamen zum Vorschein. Geborgen wurde nachher Stufe um Stufen und als Highlight die Riesengruppe mit einem Gewicht von ungefähr 250 kg. Walter erzählte und erzählte… und machte uns immer mehr „glustig“. Wir konnten es kaum erwarten die Kristalle im inneren des Stollens anzusehen. Andreas Teige meinte ungeduldig: „So, zeig uns endlich die Steine!“ Nach etwa 200 m Marsch durch den Stollen sahen wir sie: die Vitrinen mit den Wunder-Kristallen! Walter erzählte begeistert weiter: Als die Kristalle gefunden wurden, waren viele der Stufen ganz eingepackt in zähen Lehm und Chlorit. Jeder Strahler weiß, dass die Steine so geschützt sind, was beim sicheren Bergen hilft. Da reichlich Wasser vorhanden ist im Vortrieb, konnte man durch das Abspritzen schnell erahnen, was da noch alles zum Vorschein kommen könnte. Da waren die überall begehrten Rosafluorite mit wunderschönen Oktaedern bis zu 8 cm Grösse. Einige Quarzstufen wurden nur mit Wasser gereinigt und der noch an den Kristallen haftende Sinterbelag wurde teilweise belassen, was den Steinen ein ganz spezielles Aussehen gibt. Tja, und wohin sollte Walter mit all den vielen Kristallen, wenn kein sinnvoller Lagerungsplatz vorhanden ist? So nahm Walter alles vorerst zu sich nach Hause. Er erzählte, dass er gar nicht glücklich darüber war, denn wer wusste schon, was bei einem solchen Schatz passieren konnte! Unsereiner war trotzdem fast ein bisschen neidisch darüber, nicht selber einmal so herrliche Steine zu Hause zu haben. Nun, jetzt stehen sie bestens präsentiert hinter Glas und perfekt ausgeleuchtet. Übrigens wurde der Fund angeschossen im zentralen Aaregranit, auf einer Höhe von etwa 1850 m.ü.M. Über jeder Stufe wurde nun gefachsimpelt, begutachtet, gestaunt. Die Zeit flog nur so dahin. Tja, und welche Mineralien waren dort gefunden worden? Als Walter von Wyssenfluh bemerkt hat, dass da ein grösser Fund angeschossen wurde, hat er mit dem naturhistorischen Museum Bern Kontakt aufgenommen und Professor, Dr. Beda Hoffmann informiert, der die Mineralien zugeordnet hat. Es finden sich Mineralien wie Titanit, Rosa Fluorit, Quarz, Epidot, Adular, usw. Interessanterweise wurden keine Gwindel und kein Rauchquarz gefunden. Was ist denn so besonders an diesen Stufen? Für mich sind es zwei Dinge: Erstens, sind die Kristalle mehrere Kilometer tief in der Erde unter grossem Druck in Zusammensetzung verschiedenster Mineralien über Millionen von Jahren gewachsen und während der Alpenfaltung in großen geologischen Zeiträumen an die Oberfläche gekommen. Zweitens sind die Kristalle für mich einfach ein Wunder der Natur! Es ist ein glücklicher Zufall, dass sie gerade dort gefunden wurden, ein Teil aus einem größeren Zusammenhang, etwas das mich als Menschen klein werden lässt.

 

Bräteln bei der Insider Brätelstelle oberhalb Guttannen

Nach dem Wärmeschock im Stollen, folgten wir Walter von Wyssenfluh wieder nach draußen und fuhren auf eine wunderbare Waldlichtung oberhalb Guttannen. Alle hatten sich noch viel zu erzählen von den vergangenen Stunden. Um ungefähr 20.30 Uhr kam Wind auf. In Guttannen liegt es nahe, dass es, wie „immer“ der Föhn ist, aber nach kurzem Debattieren waren wir uns einig, dass sich am Ritzlihorn etwas zusammenbraute. Walter meinte überzeugend, seine Wetterapp zeige, es komme kein Gewitter auf. Nach wenigen Minuten regnete es dann doch. Wir packten zusammen. Allerdings hörte es nach kurzer Zeit wieder auf zu regnen, womit Walter eigentlich trotzdem recht behalten hatte. Wir alle konnten die Zeit in vollen Zügen genießen. Ein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle Walter von Wyssenfluh für seine Führung, und der Gemeinde Guttannen, dass wir die Brätelstelle benutzen durften. Ein herzlicher Dank gilt auch unserem Präsidenten für die Organisation des tollen Anlasses.

 

Text: Heinz Hunziker                                                   Fotos: Maya Masina

Einige Farbige Impressionen vom Ausflug


Fadenquarze aus dem Sustengebiet

Tja, man sagt das Sustengebiet sei abgesucht. Man findet dort nichts mehr. Wenn ich dann einmal alt bin und nicht mehr grössere Strecken gehen kann, dann kann man immer noch ins Sustengebiet und sein Glück versuchen.

Ja, wer kennt sie nicht, all diese schlauen Sätze vom Sustengebiet. Praktisch jeder Strahler war schon dort, und jeder geht doch wieder hin…

Im Corona-Sommer 2020 kamen zusätzlich all die Caravans und Motor-Homes zum Sustenpass und all die Freizeitsportler, Kletterer, Wanderer, Töfffahrer! Sie alle suchten hier die Freiheit und «Einsamkeit». So war es dort schon fast ein «Bad» in der Menge. Die ganze Welt schien sich dort oben zu treffen!

Aber halt: Da war doch noch ein Couloir oder ein neuer, offener Gletscherrand oder noch eine kleine Ecke, wo noch nie ein Bergsteiger oder Sportkletterer gewesen war!
Ja, und genau dort, konnte ich trotzdem allein sein und meinen Gedanken nachhängen. Dort war ich mit meiner Frau unterwegs, die sich langsam zur Strahle(r)frau mauserte. Wir genossen die Sicht auf die umliegenden Berge wie: Fünffingerstöcke, Titlis, im Norden, Sustenhorn im Süden die Steinlimmi, im Osten den Gigilstock, den wir schon unzählige Male mit den Skis bestiegen haben. Wir bestaunten zusammen die Tierberglihütte und Umgebung im traumhaften Morgenrot.

 

Unterwegs stocherte meine Frau hoffnungsvoll mit einem Grübler in  ein paar offenen Rissen  herum und meinte begeistert: «Da muss doch etwas drin sein!» Schliesslich hätte sie das ja jetzt von mir gelernt. Ich dachte: «Schon gut … da findest du nichts! Es ist ein zu kleiner Riss, sicher ist drin alles kaputt.»
Sie «grübelte» aber geduldig weiter. Plötzlich kamen wunderbare, kleine Stufen mit Quarzen zum Vorschein. Es war ihre erste,  kleine Kluft. Der Stolz und die Freude standen ihr ins Gesicht geschrieben.
Und … das war nicht alles:  Nach weiteren Strahlgängen fanden wir gemeinsam im gleichen Gebiet verschiedene, andere Mineralien: Wunderbare Stüfchen mit kleinen Epidotstengeln, Stufen mit Adular und immer wieder vorherrschend herrliche Fadenquarze! Ein Prachtsstück begeistert uns und ist ein 8.70 cm langer Fadenquarz, mit wenig Chlorid besetzt! (siehe Bild).

Und wo findet man denn diese Kristalle? Ganz einfach: Gemäss geo.admin.ch liegen die Kristalle in der tektonischen Einheit des Aarmassivs. Das Gestein ist ein Migmatit–Gneis, verwandt mit dem Granit, gebändert aus dem Zeitalter des Proterozoikum–Paläozoikum. Oder anders gesagt: Es sind Gesteine, die vor unserer Alpenbildung entstanden sind. Alles klar? Nein, leider nicht ganz! So finde ich es jedenfalls in einschlägiger Literatur. Habe ich nun dein Interesse geweckt…?

Der Herbst naht und die Strahlersaison 2020  geht dem Ende entgegen. Spät am Abend vor dem Nachhause fahren, kehren wir nochmals ins Hotel Steingletscher zu Kaffee und Rösti ein. Das tut gut: Ein paar Leute zu treffen, ein bisschen zu «plagieren» (wie die Hasler sagen), um bereits wieder in Vorfreude zu sein, auf das nächste Strahlerjahr, das bestimmt kommt!

 

 

Text und Fotos: Heinz Hunziker 

Ungereinigte Stufe
Ungereinigte Stufe

Weitere schöne Aufnahmen von Funden und Natur